Rezension


Gerhard Streminger: David Hume. Sein Leben und sein Werk, 715 S., mit 16 Farbtafeln und 39 einf. Abb., Leinen. Paderborn: Schöningh 1994

in "Wandelhalle der Bücherfreunde", November 1994, Saarbrücken




Ein Repräsentant der Aufklärung

Es ist bei uns nicht gerade häufig, daß die Lebensbeschreibung und die Werkanalyse ausgerechnet eines Philosophen auch für den Laien zur allgemeinverständlichen, geradezu spannenden Lektüre werden kann – allerdings macht es gerade die Sprache der deutschen Zunft oft dem Berichterstatter besonders schwer. In unserem Beispiel aber wird der Leser gern den außergewöhnlichen Umfang einer Biographie in Kauf nehmen, denn er wird überdies mit der zeitgenössischen und einer hierzulande weniger bekannten Umwelt vertraut gemacht. Das 18. Jahrhundert und die schottischen Verhältnisse werden vorgeführt, im Mittelpunkt aber steht eine in jeder Weise, in seiner Lebensauffassung und in seiner wissenschaftlichen Leistung höchst interessante Persönlichkeit: der "Skeptiker" David Hume (1711-1766), dessen "Treatise of Human Nature" eine von John Locke angestoßene Richtung großartig abschließt, die noch später gerade die deutsche Philosophie nachhaltig beeinflußt hat. Daß er neben philosophischen und religionswissenschaftlichen Schriften auch nationalökonomische und historische Werke verfaßt hat, dürfte bei uns weniger bekannt sein – hier sind sie ausführlich gewürdigt; im Rahmen einer von reichlich Bildmaterial unterstützten Schilderung, die eine europäische Epoche mit ihrer politischen, religiösen und geistigen Ideenwelt lebendig werden läßt, ohne die Realitäten zu vernachlässigen. Wer sich für dieses im Zeichen der Aufklärung stehende Jahrhundert interessiert, wer einen begabten Schriftsteller und einen als Empirist immer noch aktuellen Philosophen kennenlernen will, dem sei das Buch des Grazer Professors empfohlen, der sich schon durch die rororo-Bildmonographie als Kenner ausgewiesen hat.

pn