Rezension zu:

Gerhard Streminger: "Gottes Güte und die Übel der Weit". Das Theodizeeproblem.
J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1992. 442 S., br.

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In diesem Buch geht Streminger eines der wirklich packenden Probleme des monotheistischen Glaubens an: das Theodizeeproblem. Er stellt das Problem dar, die verwendeten Begriffe und analysiert dann sämtliche Einwände pro und contra in einer gründlichen Tiefe. Fazit des Buches: Das Theodizeeproblem ist nicht nur ungelöst, es ist außerdem auch noch unlösbar. Diese Behauptung wird brillant begründet, vor allem durch Rückgriff auf die Religionskritik von Schopenhauer und David Hume.

Was die Arbeit von Streminger auszeichnet, sind vor allem die Breite und die Tiefe der Argumentation. Jedes Argument wird genauestens analysiert und Punkt für Punkt widerlegt, und zwar auf allen Ebenen. Und immer, wenn man denkt, dass es mehr Einwände und Argumente nicht geben könne, dann findet er doch noch eine weitere Entgegnung.

Das Buch ist auch noch interessant und spannend zu lesen, und selbst wer nicht allen Argumenten folgen kann, der wird eine Fülle von Anregungen und Ideen und Denkanstößen finden. So existieren nicht nur Kapitel zu besonderer Literatur, die sich mit dem Leid in der Welt beschäftigt, sondern auch noch ein Kapitel zur jesuanischen Ethik und ihrer Kritik. Alles in allem ist dieses Buch eine sehr gute Auseinandersetzung mit dem Thema aus skeptischer Sicht, und jeder Theologe sollte es gelesen haben, um zu wissen, welche ungelösten Probleme seiner harren. Für Atheisten zeigt es, wie man mit rationaler Argumentation selbst mit theistischen Argumenten umgehen kann, die unwiderlegbar scheinen. Daher gibt es auch ein faszinierendes Kapitel zur Auseinandersetzung zwischen Vernunft und Glauben.

Die Konsequenzen aus dem Werk sind verheerend, denn es kann keinen gütigen Gott geben (und zwar selbst dann, wenn Gott als nicht allmächtig gedacht wird). Die Argumentation trifft sowohl das Christentum als auch den Islam.